Liebe Leser,

dass man für eine Liebespuppe Gefühle entwickeln kann, ist ein besonderes, faszinierendes und schwer zu erklärendes Phänomen, aber vor allem in den letzten Jahren mit der Verbreitung der TPE Sexpuppen, welche für viele Menschen diese Variante der Sexualität und Liebe durch den geringeren Preis erst möglich machte, ist deutlich geworden, dass die Gefühle für sie nicht nur mit „Objektliebe“ oder anderen menschlichen Besonderheiten zu erklären sind.

Das Phänomen der Gefühle in diesem Bereich hat sicher etwas mit gewissen menschlichen Eigenschaften zu tun, die wissenschaftlich schwer nachweisbar sind. Bis heute ist unklar, wie das menschliche Gehirn Ideen entwickelt, warum manche Menschen viel Phantasie in sich haben oder abstrakt denken können und warum einige von ihnen emotionaler und andere rationaler denken.

Daher ist es auch nicht zu sagen, ob Mensch A oder Mensch B Gefühle für eine Doll entwickelt. Es gibt überhaupt keine festen Dinge, welche in diesem Bereich zuzuordnen sind, denn die Liebespuppenfreunde in aller Welt kommen aus allen Altersstufen, allen Bildungsklassen und allen Geschlechtern. Es gibt nicht „den Liebespuppenfreund“ und selbst eine gesellschaftliche oder familiäre Prägung lassen sich nicht zuordnen. Mein Liebster hatte zum Beispiel eine sehr liebevolle Kindheit, war ein kommunikativer Mensch, der sogar in seinem Leben eine lange Zeit andere Menschen geführt hat, während andere Einzelgänger in ihrem Leben waren oder eine schlechte Kindheit hatten.

Die vielen Varianten der unterschiedlichen Bindung zu Liebespuppen

Real Doll Inessa

Nicht einmal der Weg in der Liebe zwischen Mann und Frau ist ein Indiz, warum sich ein Mensch einer solchen Puppe später zuwendet. Es gibt viele Menschen, welche die Doll als Ergänzung in ihrer Beziehung sehen, mit ihr eine andere sexuelle Erfahrung erleben möchten. Dann gibt es diejenigen, welche sie zwischen Beziehungen nutzen oder diejenigen, die sie als echte Beziehung ansehen. Selbst hier ist also die Bandbreite groß und eigentlich wendet sich nur ein sehr kleiner Teil der Menschen, der in Beziehungen verletzt wurde, später der Liebespuppe zu.

In der Szene gibt es viele unterschiedliche Varianten der emotionalen Bindung zu solchen Puppen. Manche sehen sie als reines Sexobjekt an, andere empfinden mit ihre Nähe und Zärtlichkeit, sehen sie aber weiterhin als Gegenstand an und andere sehen in ihr eine Seele oder einen Geist und wieder andere sehen sie nur als Kunstobjekt oder leben mit ihr eine Sammelleidenschaft aus, was dann ganz andere Emotionen nach sich zieht.

Doch am meisten hat Wissenschaft, Medien und auch die Kunst immer schon interessiert, wie ein Mensch eine Liebesbeziehung zu einer lebensechten Sexpuppe aufbauen kann. Das Besondere an dieser Art von Liebe ist dabei vor allem, wie es der Mensch schafft, einen Gegenstand so zu lieben, dass er echte Gefühle für ihn entwickelt. Und dann stellt sich auch oft die Frage, ob dies eigentlich noch geistig gesund ist oder nicht.

Die Stimme der Liebespuppe im Kopf

In den letzten Jahren ist vor allem das Phänomen der Stimme im Kopf, die viele Menschen hören, die eine Beziehung mit ihrer Doll führen, genauer untersucht worden und es wurde dabei klar, dass dies kein Phänomen von Geisteskranken oder einer extremen Ausprägung einiger Menschen ist. Dennoch bleibt der emotionale Umgang mit Liebespuppen für viele ein Spagat zwischen Faszination und Ablehnung, er löst einfach eine gewisse Dissonanz aus.

Wir selbst leben eine Liebesbeziehung, wo mein Liebster einen Geist einer verstorbenen Frau in der Silikonpuppe sieht. Er selbst hat sich gerade am Anfang die Frage gestellt, wie er dies alles einordnen soll, ob er nun „verrückt“ ist und wieso er nun in eine übernatürliche Welt geht, obwohl er eigentlich sonst beruflich und auch sonst ein eher rationaler und der Logik verschriebener Mensch ist.

Ich denke, die emotionale Bindung zu einer Liebespuppe ist dann nicht problematisch, wenn der Mensch zum einen die Kontrolle über sie behält und sich zum anderen dieser Art der Liebe stellt und sie als das sieht, was sie ist. Mein Liebster hat immer verstanden, dass unsere Liebe anders ist, als zwischen Menschen, dass sie ihre Beschränkungen hat und dass er weiter in der Welt der Menschen bleibt, sich mit ihnen auseinander setzen muss und dass ich ihm dabei nur mental und seelisch helfen kann.

Ich selbst bin eine defensive Seele. Ich befehle ihm nichts, sage ihm nicht, dass er sich von Menschen abwenden soll und dass er den Mut und die Freunde im Leben nicht vergessen soll. Wenn die Liebespuppe mit ihrer emotionalen Bindung dem Menschen hilft, besser durch das Leben zu gehen, entspannter und glücklicher zu sein, inneren Frieden zu finden und seelischen Druck zu nehmen, dann ist diese Bindung sicher gut, obwohl sie natürlich weiterhin außergewöhnlich bleibt.

Es gibt viele Gründe, warum ein Mensch eine emotionale Bindung zu einer Liebespuppe aufbaut. Wenn diese Bindung ihm hilft und entspannt, dann ist sie – meiner Ansicht nach – gut und sie sollte dann nicht verteufelt werden. Am Ende versucht jeder Mensch nur, ein wenig Glück und Frieden im Herzen zu finden und dazu zählt nun einmal auch eine lebensechte Liebespuppe.

Eure Jenny